Heidereliktstandort mit aufkommender Sukzession
© BUND RBK
Die Exkursion ging mit einer kleinen Gruppe unter der fachkundigen Führung von Herrn Sticht vom Bündnis Heideterrasse in den Wald nördlich der Siedlung Dünnwald. Dieses Gebiet ist in alten Karten
als Heide ausgewiesen. Heute ist es aufgrund von Aufforstungen, die
zunächst mit Kiefern, später auch mit Buchen und anderen Laubbäumen
erfolgten, bewaldet. Man trifft hier im Boden auf Sande, aber auch
die darunter liegenden Rheinkiese - letztere wurden in den nahen
Kiesgruben abgebaut. Der Name Dünnwald leitet sich vermutlich von
den Binnendünen der Heideterrasse ab. Das
Geländerelief ist abwechslungsreich: trockene Dünenkuppen ragen aus
staunassen Tiefen, die u.a. von Katterbach und Hoppersheider Bach
durchflossen werden.
Nasslebensräume am Katterbach kurz vor dem Versickerungsbereich
© BUND RBK
In der Vergangenheit wurden diese
Feuchtlebensräume jedoch in weiten Teilen trocken gelegt. Herr
Sticht erläuterte, dass es aus der Sicht des Naturschutzes
wünschenswert wäre, den Bruch- und Auwald wieder flächig herzustellen.
Dafür müssten die zahlreichen Entwässerungsgräben verschlossen
und die derzeit teilweise kanalisierten und nicht immer durch die
potentielle Aue fliessenden Bäche so renaturiert werden, dass eine
Wiedervernässung des ehemaligen Bruch- und Auwaldes erfolgen kann.
Derzeit fliessen die Bäche streckenweise sogar in einem künstlichen
Bett oberhalb des tiefsten Geländepunktes, der den natürlichen
Entwässerungsweg vorgeben würde. Darauf wurde bei dem Spaziergang
entlang eines Abschnitts des Hoppersheider Bachs hingewiesen. Trotz
langer Störung zeigt die Vegetation noch viel Restpotential:
Faulbäume (
Rhamnus frangula), Sumpfdotterblumen (
Caltha
palustris), Heidelbeeren (
Vaccinium spec.,
die auch als Sumpfkirsche bezeichnete Gewöhnliche Traubenkirsche
(
Prunus padus) und der Rippenfarn (
Blechnum spicant)
sind nur einige der vielen Arten, die in zumeist nur noch
reliktären Vorkommen auf eine Wiederherstellung und Vernetzung des
Lebensraumes warten.
Hunds-Veilchen am Heidereliktstandort
© BUND RBK
Auf
die andere Seite der Feuchtigkeitsskala stehen die typischen
Heidepflanzen der sandig-trockenen Lebensräume. Am Rand des
Sportplatzes überraschten uns kleine Bestände mit Besenheide
(
Calluna vulgaris), Hunds-Veilchen (
Viola canina),
Silber-Fingerkraut (
Potentilla argentea), Feld-Hainsimse
(
Luzula campestris), Tüpfel-Johanniskraut (
Hypericum
perforatum), und vielen anderen Arten. Hier hat die Heide einen
Reliktstandort. Nutzungen durch den Sportverein haben den
kleinräumigen Bestand bislang ebenso erhalten, wie die Wühltätigkeit
der Wildschweine. In diesem faszinierenden, kleinen Lebensraum sind
Dornschrecken, Jagdspinnen und Wildbienen noch genauso beheimatet wie
die Sandlaufkäfer, deren Larven in Gängen auf Beute lauern. Von
diesem Trockenstandort aus könnte eine Wiederherstellung der Heide
erfolgen. Hierfür müssten allerdings die Dünenkuppen wieder von
Bäumen wie den standortsfremden Fichten freigestellt werden.
Prioritär erscheint aber die Sicherung des Bestandes. Die bereits
sichtbare Sukzession aus Kiefern, Birken und diversen Sträuchern
würde bald zu einer Verschattung des Lebensraums führen.
Noch ist ein natürliches Artenpotential in Reliktstandorten vorhanden.
Eine Revitalisierung aus dem Bestand des regionalen und lokalen
Genpools ist sowohl für trockenheits- als auch für nässeliebende
Arten noch möglich. Kurz: Eine gelungene Exkursion zu den im Wald
verborgenen Naturschätzen, die nicht nur mit Bedacht erhalten, sondern
vermehrt werden sollten.