30.06.2011, 00:18 Uhr

Wiese aus Gelbem Wau

Die vom Beton befreiten Flächen der Dellbrücker Heide haben sich binnen zwei Monaten zu artenreichen Lebensräumen entwickelt...

Gelber Wau mit Wildbiene
Gelber Wau mit Wildbiene
© Holger Sticht
Im Zuge einer Kompensationsmaßnahme wurden ab Februar 2011 betonierte Flächen entsiegelt. Die positiven Auswirkungen sind nach kurzer Zeit bereits sichtbar.

Obwohl die Entsiegelung erst im April abgeschlossen werden konnte wachsen bereits über 30 Pflanzenarten, wo bis vor kurzem noch jahrzehntelang Beton gelegen hatte. Es handelt sich überwiegend um Arten, die als Pionierpflanzen auf offene, unbewachsene Böden angewiesen sind. Einige dieser Arten hatten als Samen Jahrzehnte unter dem Beton überdauert und bekamen nun wieder eine Chance.

Am häufigsten sind weißer GänseFuß, Klatschmohn, Saatmohn und Blauer Natternkopf. Ebenfalls häufig sind weiße Lichtnelke, Nachtkerze und Schwarzer Nachtschatten. Eine der Arten, die nach den Entsiegelungsmaßnahmen erstmals wieder "auftauchten", ist der Acker-Krummhals (Anchusa arvensis).

Acker-Krummhals
Acker-Krummhals
© Holger Sticht
Die Fläche der ehemaligen Tenne wird durch den Gelben Wau (Reseda lutea) in ein zartes Gelb gefärbt. Dieser zeigt beispielhaft auf, dass Arten nie singulär, sondern immer als Teil einer Lebensgemeinschaft zu betrachten sind. Denn die Maskenbienenart Hylaeus variegatus (einen deutschen Namen hat sie leider noch nicht) sammelt Pollen und Nektar für ihre Nachkommenschaft ausschließlich am Gelbem und am Färberwau (Reseda luteola). Beide Arten kommen in der Dellbrücker Heide vor. Ohne diese beiden Pflanzenarten muss die Maskenbiene unweigerlich aussterben. Wau-Pollen und -Nektar wird als Proviant in Regenwurmgänge oder verlassene Brutröhren anderer Wildbienenarten eingelagert. Ein Ei wird hinzugelegt und der Gang verschlossen, sodass dann hoffentlich im nächsten Sommer eine neue Maskenbiene aus dem Sandboden schlüpfen kann.

Die Entsiegelungsmaßnahmen sind für den Wau enorm wichtig gewesen, weil er nur offene Rohböden, die nicht begrünt sind, besiedeln kann. Wie man sieht profitieren aber mit den Waus auch zahlreiche weitere Organismen.

Möbellager Mitte Juni 2011
Möbellager Mitte Juni 2011
© Holger Sticht