14.04.2016, 20:40 Uhr

Seltsame Vierecke im Heidesand

In der Dellbrücker Heide wurden Rohbodenstandorte geschaffen...

© BUND Köln
Wer in diesen Tagen in der Dellbrücker Heide den Rundweg entlang der Kiesgrube - eigentlich nur eine Viehtrift und nicht als Wanderweg frei gegeben! - nutzt, trifft auf merkwürdige viereckige Felder auf den Sandtrockenrasen. Hier waren keine Aliens am Werk, sondern Anfang Oktober 2015 ein Bagger im Auftrage des Naturschutzes.

Die Pflanzen- und Tiergemeinschaften der Sandtrockenrasen und Zwergstrauchheiden bestehen ausnahmslos aus konkurrenzschwachen Arten, die sich nur dort entwickeln können, wo wenig bis nichts wächst. Hierzu zählt das Heidekraut, der Haarginster, das Bergsandglöckchen oder auch die Haferschmielen und die von ihnen abhängigen Schmetterlings-, Bienen- und Käferarten.

Ginster stirbt nach spätestens 12 Jahren, neue keimen nur auf unbewachsenen Standorten
Ginster stirbt nach spätestens 12 Jahren, neue keimen nur auf unbewachsenen Standorten
© Bündnis Heideterrasse
Im Laufe der Vegetationsentwicklung wachsen diese offenen und schütteren Standorte zu. Dies geschieht heute viel schneller als ursprünglich und natürlicherweise, weil es heute eine durch Industrie, Landwirtschaft und Haushalte verursachte, um ein Vielfaches höhere Deposition von Stickstoff gibt. Und Stickstoff ist ein wesentlicher Regulator des Pflanzenwachstums. Zudem fehlen heute natürliche dynamische Prozesse, wie sie bspw. durch große Tierarten wie Pferde und Rinder, aber auch durch Gewässerdynamik oder Feuer erzielt wurden. Mit Rohbodenöffnungen, wie sie gerade in der Dellbrücker Heide künstlich geschaffen worden sind, sollen diese natürlichen Prozesse nachgestellt werden.

© BUND Köln
Es ist aber auch ein kulturlandschaftlicher Aspekt, der dabei berücksichtigt wird. Denn über viele Jahrhunderte profitierten diese Heidearten von der traditionellen Landwirtschaft des Menschen. Eine verbreitete Bewirtschaftung auf der Heideterrasse war die Schiffelwirtschaft, eine an die kargen Böden angepasste ackerbauliche Methode, bei der auch immer wieder periodisch offene Rohbodenstandorte geschaffen wurden.

Würde man die natürlichen Prozesse bzw. die Effekte traditioneller Landwirtschaft nicht nachstellen, würden alle Arten der Roten Liste im Naturschutzgebiet aussterben. Denn ihren natürlichen Lebensraum haben sie absehbar verloren. Der Rhein, der ursprünglich jedes Jahr neue Feinsande ablagerte und gemeinsam mit dem Wind zu offenen Flugsandfeldern und Binnendünen formte, ist seit Jahrhunderten ver- und seine Aue bebaut. Auch die zahlreichen großtierherden gehören in Köln der Vergangenheit an.